„Mach dir keine Sorgen, deine Rente wird eh nicht reichen.“

Shownotes

Die steilen Thesen dieser Folge:

01:56 || These #1: 10% der Menschen halten 67,3% des Vermögens in Deutschland - dafür haben sie aber auch hart gearbeitet. 09:05 || These #2: Niemand auf der Welt müsste arm sein. Das Geld ist da, nur ungleich verteilt. 19:04 || These #3: Nicht nur reiche Menschen, alle haben Angst vor Umverteilung.


Wie war das noch mit der Einordnung der Thesen? Die Quellen der Folgen zum Nachlesen und Selberforschen:

03:00 || Zahlen belegen, dass Reichtum insbesondere von Erbschaft stammt: https://www.brookings.edu/blog/social-mobility-memos/2015/01/30/wealth-inheritance-and-social-mobility/#:~:text=Source%3A%20Saez%20and%20Zucman%2C%20%E2%80%9C,Kopczuk's%20review%20of%20the%20literature

13:38 || Umfragen zeigen, dass Menschen, die über wenig Geld verfügen, den Grund dafür bei sich selber suchen: García-Sánchez, E., Willis, G.B., Rodríguez-Bailón, R. et al. Perceptions of Economic Inequality and Support for Redistribution: The role of Existential and Utopian Standards.Soc Just Res 31, 335–354 (2018). https://doi.org/10.1007/s11211-018-0317-6

15:11 || Forschungsergebnisse zeigen, dass Menschen Ungleichheit nicht wollen. Bei der Abschaffung von Ungleichheit gibt es hingegen viele Gegenstimmen: García-Sánchez, E., Castillo, J. C., Rodríguez-Bailón, R., & Willis, G. B. (2022). The Two Faces of Support for Redistribution in Colombia: Taxing the Wealthy or Assisting People in Need. Frontiers in sociology, 7.

21:41 || Daten zeigen, dass konservative Parteien von den Wähler*innenstimmen aus der Arbeitergemeinschaft profitieren - obwohl deren Parteiprogramm für diese Wählerschaft nicht funktioniert und keine Besserung ihrer Lebensumstände beinhaltet: Jost, J. T. (2017). Working class conservatism: A system justification perspective. Current opinion in psychology, 18, 73-78.

24:35 || "System Justification Theory": Benachteiligte Menschen empfinden das System, in dem sie leben, als gerecht: Jost, J. T. (2019). A quarter century of system justification theory: Questions, answers, criticisms, and societal applications. British Journal of Social Psychology, 58(2), 263-314.

27:32 || Studien zeigen, dass Menschen mit wenig Einkommen systematisch überschätzen, wo sie auf einer bestimmten Einkommensverteilung liegen: Bublitz, E. (2022). Misperceptions of income distributions: Cross-country evidence from a randomized survey experiment. Socio-Economic Review, 20(2), 435-462.


Nichts verpassen und informiert bleiben zum Bedingungslosen Grundeinkommen! Folge uns auf: Instagram: https://www.instagram.com/meinbge/ Facebook: https://www.facebook.com/MeinGrundeinkommen/ Twitter: https://twitter.com/meinbge TikTok: https://www.tiktok.com/@meinbge

Kommentare (9)

Böhne

Danke für das Thema, und ich denke es wäre möglich. In den 30er Jahren führte in Amerika der "Big Deal" auch zu mehr Gerechtigkeit, in dem man für paar Jahre sehr reiche Menschen mehr besteuerte. Im Moment gibt es übrigens immer noch eine Umverteilung. Nur von unten nach oben. Alle Menschen denken sie könnten immer noch irgendwann reich werden. Aber einfach so klappt das nicht. Der amerikanische Traum ist vorbei. Warum wird ein Arbeiter mit 40% besteuert und ein hyper reicher Mensch so gut wie gar nicht???? Politisch ist es möglich, wird nur durch Lobbyismus verhindert.

Rainer

Ich würde jede Aussage des Beitrags unterschreiben und hätte da noch eine weitere, ergänzende steile These: Ohne Systemwechsel wird der Staat auf Dauer überfordert. Man kann die Entwicklung über Jahrzehnte verfolgen; die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Die Politik schaut zu. Beweggründe sind vielfältig: Klientelpolitik, Lobbyismus, Angst dass das Vermögen abwandert, wenn man einen Ausgleich schaffen will usw. Abgefedert werden die größten Notlagen, weil man sich der sozialen Marktwirtschaft verpflichtet fühlt. Ein Trostpflaster zumindest, aber keine Lösung. Wer mit Hartz IV oder Bürgergld leben muss ist immer in der Enge. Banken, welche oft die Misere der ärmeren Schichten verschlimmern oder auslösen, werden hingegen gerettet, Firmen mit Subventionen gelockt. Ich gehe davon aus, dass der Staat, das auf Dauer nicht stemmen kann. Aktuell, mit den dramatischen Preissteigerungen gerade bei Lebensmitteln, kann ich mir nicht vorstellen wie ein Bezieher von Sozialleistungen damit leben kann. Der Staat kommt an seine Grenzen. Würde mich freuen, wenn ich hier eine Anregung für eine weitere These geben konnte.

Feudas

Würde man alles Vermögen wirklich gerecht verteilen, würde das Wirtschaftssystem so wie wir es kennen nicht mehr funktionieren. Ich dachte auch mal würde so ein Multimilliardär jedem Menschen nur 1 Million geben wäre doch super. Aber wenn man dann mal genauer überlegt, wenn jeder so viel Geld hat, wer will dann noch Vollzeit Arbeiten um die Drecksarbeit zu machen die nun mal gemacht werden muss damit alles funktioniert? Die Gesellschaft an sich muss ganz anders funktionieren um all den Reichtum der Erde gerecht auf alle Menschen verteilen zu können. Ich sehe den Kapitalismus als größten Störfaktor für ein solches System.

Menschin

Wenn die Menschen endlich mal begreifen würden, dass soziale Ungleichheit nur Kriege, Kriminalität, Hunger und Elend fördert, wären wir 1 Schritt weiter. Solange aber die Politik keine Anstalten macht, Gerechtigkeit in Sachen Umverteilung herzustellen, und zwar von oben nach unten, werden die Reichen dieser Welt auch immer glauben, ihr übermäßiger Reichtum sei völlig gerechtfertigt. Es müsste viel mehr Öffentlichkeit hergestellt werden, Wege des Ausgleichs entwickelt werden, Gespräche geführt werden, denn einige Superreiche sind durchaus bereit, mehr Steuern zu bezahlen. Andererseits müsste auch eine strafrechtliche Verfolgung mehr durchgesetzt werden. Steuerhinterziehung auch mit Gefängnis bestraft werden. "Noblesse oblige" hieß es früher. Wer reich ist, muss eben auch mehr Beitrag leisten zu sozialen Projekten, Gesundheitsversorgung, Bildungssystemen, Flüchtlingsunterbringung, etc. Dafür könnten bestimmte verpflichtende Abgaben verordnet werden, die jeweils regional verwaltet werden. Reiche müssen endlich begreifen, dass sie nur innerhalb eines von allen getragenen Systems ermächtigt sind, mehr verdienen, bzw. erben zu können, als andere. Da aber in einer Gesellschaft ALLE Tätigkeiten wichtig sind, sollen auch die profitieren, die nicht durch Handel und Gewerbe zu Reichtum kommen können. Jeder Straßenfeger trägt zu einem lebenswerten Leben seinen Beitrag bei. Respekt und Anerkennung brauchen alle Menschen und auch Teilhabe am Wohlstand einer Gesellschaft, sonst wird es nie zu einem Zusammenhalt in schwierigen Zeiten kommen.

Chaliraed

Bei der ersten These frage ich mich so, wieso ist uns jemand der uns im Alter den Poppes abwischt immer noch nicht mehr wert, als jemand der an der Börse unser Geld "vermehrt"? Wieso sind die sozialen Berufe, Kindererzieher*innen, Pfleger*innen, Sozialarbeiter*innen etc. nicht besser bezahlt als andere Berufe? Sind wir uns selbst so wenig wert? Zur zweiten These. Umverteilung heißt ja für Leute, dass man denen was "wegnimt die mehr haben als alle anderen". Für Menschen die wenig haben, mich eingeschlossen, ist es ein total blöder Gedanke, auch wenn ich für Steuererhöhungen bin und auch für die erhöhung der Grenze zu der man sein Vermögen versteuern muss, jemandem was wegzunehmen was ihm zusteht um es jemand anderem zu geben dem es ja eigentlich nicht gehört. Ich glaube, genau das ist es was uns von einer gerechten Lösung des Problems abhält. Zur These drei kann ich nicht viel sagen, ich muss meine Mitgabeln und Fackeln aus dem Keller holen, wir treffen uns dann gegen 18 Uhr vor dem Bundestag zur Revolution :)

Ingo

So lange wie nur ein Mann, Klaus Michael Kühne, dem 30% der Aktien von Hapag-Lloyd gehören, jedes Jahr Dividenden in Milliardenhöhe erhält, wird sich nichts ändern. Denn ein Bundeskanzler, Olaf Scholz, hält es für richtig, dass dieses Unternehmen von der Mindeststeuer befreit wird. Und Herr Kühne lebt in der Schweiz denn ihm ist die hohe Kapitalertragssteuer in Deutschland ja nicht zuzumuten. Und das ist nur ein Beispiel. Die Leistung die der Arbeiter erbringt wird nicht mehr gewürdigt. Darum gehen auch immer mehr in den stillen Widerstand. Gehen früher in Rente, arbeiten nur noch halbe Tage usw. Quelle : "Panorama" ARD vom 04.05.2023

Roman

Sehr interessant und informativ,Danke

Ingo

So lange wie nur ein Mann, Klaus Michael Kühne, dem 30% der Aktien von Hapag-Lloyd gehören, jedes Jahr Dividenden in Milliardenhöhe erhält, wird sich nichts ändern. Denn ein Bundeskanzler, Olaf Scholz, hält es für richtig, dass dieses Unternehmen von der Mindeststeuer befreit wird. Und Herr Kühne lebt in der Schweiz denn ihm ist die hohe Kapitalertragssteuer in Deutschland ja nicht zuzumuten. Und das ist nur ein Beispiel. Die Leistung die der Arbeiter erbringt wird nicht mehr gewürdigt. Darum gehen auch immer mehr in den stillen Widerstand. Gehen früher in Rente, arbeiten nur noch halbe Tage usw. Quelle : "Panorama" ARD vom 04.05.2023

Christian Mai

Nehmen wir folgendes an. Einem Top-Manager in irgendeinem deutschen Unternehmen wird die Reinigungskraft weggenommen. Gleichzeitig kann er auch für kein Geld der Welt eine Reinigungskraft bekommen und niemand darf ihm sonst wie helfen. Das bedeutet, er muss sein Büro selber putzen. Wie sähe sein Büro nach vier Wochen aus, wie nach einem Jahr (immer vorausgesetzt niemand darf ihm helfen, er muss es selber reinigen). Würde er darüber nachdenken, warum er ein Jahresgehalt von 5.000.000 Euro hat und seine Reinigungskraft 24.000 Euro (ca. bei aktuellem Mindestlohn von 13 Euro)? Würde er darüber nachdenken, was passiert, wenn er in seinem Job Mist baut und was passiert, wenn die Reinigungskraft Mist baut. Würde er darauf kommen, dass das in einem Fall in eine existentielle Bedrohung darstellt, im anderen Fall eine minimale Einschränkung? Deshalb denke ich, dass das Problem vielleicht besser von der anderen Seite her angepackt wird: Über den Wert der Arbeit muss nachgedacht werden. Ich halte es für eine Illusion, dass das revolutionär gelingen könnte und bin da bei Karl Popper, der die Möglichkeit solcher Veränderungen mit dem Begriff stückweise Sozialtechnik beschrieb. Möglicherweise ist das aber auch gar nicht notwendig, da der gegenwärtige Fachkräftemangel vielleicht dazu führt, dass die, die reich an Geld sind, langsam verstehen, dass man nicht alles mit Geld kaufen kann. Und sie scheinen zu verstehen, dass Fiatgeld keinen Wert darstellt. Jetzt muss ich aber aufhören, weil das Thema nicht nur komplex, sondern auch kompliziert ist. Befasst sich eigentlich die Komplexitätsforschung mit dieser Thematik? Vielen Dank an Frau Fiedler. Vor einigen Jahren habe ich an ihren Experimenten teilgenommen und sie gefragt, ob man denn die Ergebnisse mal erfahren könne. Damals war sie nicht sicher, ob das mal populärwissenschaftlich veröffentlicht wird. Prima, dass das geklappt hat.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.